… werden sie zu Geschichten. Wenn ich ihnen dabei helfe, von der einen Welt in die andere überzugehen, bin ich dann eine Erinnerungs-Sterbehelferin?
Gestern habe ich meinen Irlandroman soweit beendet, dass ich ihn ins Endlektorat geben kann. Das heißt, es wird noch eine Rückmeldung und eine Überarbeitung geben, die hoffentlich nicht die ganze Geschichte wieder über den Haufen wirft. Ich denke positiv und gehe davon aus, dass ich die Figuren nicht mehr weiterentwickeln muss. Zwei Jahre haben mich meine Protagonisten, Katrin aus Deutschland und Aoife und Conor aus Irland, nun begleitet. Was hat das mit dem Spruch auf der Maske zu tun? Zu Beginn ging es mir darum, eine Geschichte aus den wichtigsten Erinnerungen meiner Jugend zu gestalten, meinen beiden Wochen in Irland.
Heute sind die Figuren zu meinen Kindern geworden, bei denen ich erlebt habe, wie sie sich entwickelt haben. Zu Beginn lag alles in meiner Hand, irgendwann waren sie so vielseitig, dass sie zu erwachsenen Charakteren wurden, ohne dass ich das bewusst so oder anders entschieden habe. Es ergab sich aus den Erfahrungen, die sie machten. Schließlich umfasst der Roman die Zeitspanne von 1989 bis 2018. Ihre Geschichte ist so ganz anders als die, die meine Freunde und ich damals erlebten, die Figuren sind ganz anders und was mit ihnen geschieht, hat in weiten Teilen nichts mit den Menschen zu tun, die mich in der realen Welt Inspirierten. Nichtsdestotrotz: Ich erkenne meine wirklichen Erinnerungen natürlich und sehe, wie sie nun ein ganz anderes Leben führen.
Zwei Jahre mit Katrin, Aoife, Conor und ihren Familien, da bin ich melancholisch, sie gehen lassen zu müssen. Das geht wohl vielen anderen Autoren ebenso. Versteht Ihr, warum ich denke, das ist mein persönlichstes Buch bisher?