Aoife beantwortet Fragen

Im September 2019 und 2020 habe ich an einer Challenge teilgenommen, in der die Protagonisten Fragen zu beantworten haben. Hier kommen Aoifes Antworten aus 2020.

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1: Nur fünf Sätze? Okay, dann fasse ich mich kurz.
Ich bin Aoife Kennedy, geboren unter dem Namen Fitzgerald ich am 14. Juni 1972. Nach meinem Jura-Studium am Trinity College in Dublin setze ich mich für Frauenrechte ein. Ich habe dunkle Locken und grüne Augen, bin mittelgroß und habe zum Glück keine Figurprobleme. Meine Schwester Deirdre habe ich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, meinen Bruder Eoin nur selten, da er am anderen Ende der Welt lebt. Meine besten Freunde heißen Katrin und Conor, die ich aus meiner Jugend kenne und vor ein paar Jahren endlich wiedergefunden habe.

2: Mein Vater war Arzt und Mitglied des Parlaments, meine Eltern wollten immer eine Familie haben, die vorzeigbar ist. Heimlich nannten die anderen aus dem Ballycarrick uns „die königliche Familie“. Das ist ein kleiner Ort am Fluss Shannon, in der Mitte Irlands. Ich weiß, ich hatte ein luxuriöses Leben in einem großen Haus. Die einzigen Sorgen, die ich mir machen musste, war es, dazuzugehören, aber das fiel mir leicht. Das alles liegt jedoch schon lange hinter mir.

3: Ich bin nicht ganz sicher, ob ich mich wirklich daran erinnere oder nur an eine Fotografie. Vielleicht erinnere ich mich an den Moment, weil wir ihn auf einem Foto festgehalten haben. Es war ein Bild der Familie Fitzgerald vor der Kirche in Ballycarrick, Dad wie immer im Anzug, Mama elegant frisiert und geschminkt im Kostüm, wir Kinder alle dunkelblau und weiß gekleidet mit weißen Kniestrümpfen. Die Mädchen trugen einen Rock und eine Bluse, Eoin eine kurze Hose und ein Hemd. Ich war etwa drei Jahre alt, Deirdre fünf, unser Bruder sieben.

4: Damals kamen wir gut miteinander aus. Wir waren eine Einheit, in der jeder Vater auf seinem Weg unterstützte. Heute denke ich, wir spielten unsere Rollen, und das taten wir, weil uns klar war, dass wir so unser angenehmes Leben hatten. Das war so, seitdem ich mich erinnern kann. Als ich 18 Jahre alt war, änderte sich alles für mich, aber darüber will ich nicht reden. Seitdem habe ich mich von meinen Eltern und meiner Schwester entfremdet, mein Bruder ging ins Ausland.

5: Als ich klein war, wollte ich am liebsten Ärztin werden wie mein Vater. Er hat mich oft mit dem Modell der Organe in seiner Praxis spielen lassen, das fand ich faszinierend. Heute bin ich Anwältin, Ehefrau und Mutter, jeweils mit steigender Wichtigkeit.

6: Nicht als Kind, aber im Laufe der Zeit wurde Mary Robinson immer mehr zum Vorbild für mich. Sie war mit Dad im Parlament und er erzählte manchmal von ihr. Nicht immer war das freundlich, aber im Laufe der Zeit dachte ich immer öfter, dass sie ein Mensch ist, wie ich es sein will. Sie ist Juristin und setzte sich für mehr Liberalismus in Irland ein. Davor wurde sie schon mit 25 Jahren Professorin im Trinity College. Ab November 1990 wurde sie Präsidentin von Irland, als erste unabhängige Politikerin, die nicht von der großen, konservativen Partei hier unterstützt wurde. Von 1997 bis 2002 war sie Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte. Wenn ich ein Vorbild habe, dann ist sie es!
https://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Robinson

7: Die Zeit. Wahrscheinlich sollte ich antworten, letztendlich das, was 1990 geschah. Aber daran denke ich nicht gerne. Lange habe ich komplett verdrängt. Heute kann ich wieder daran denken, ohne dass mir übel wird. Aber dennoch ist es nichts, über das ich gerne rede.

8: Im Laufe der Zeit habe ich mich sehr verändert. Meine Freundin Katrin sagte einmal, als Teenager sei ich herzlich, humorvoll und ein bisschen naiv gewesen. Heute bin ich hoffentlich immer noch humorvoll und herzlich, würde aber eher leidenschaftlich als naiv sagen. Dieser Teil von mir ist tatsächlich verloren gegangen.

9: Meine Freunde machen sich manchmal darüber lustig, dass ich dazu neige, Vorträge zu halten. Ja, da haben sie wahrscheinlich nicht ganz unrecht.  Ich denke, das mache ich einerseits, weil mein Vater uns Kinder immer als sein Testpublikum für Reden eingesetzt hat, andererseits konnte ich schon immer gut mit Worten umgehen. Wir sprachen zuhause keinen Dialekt. Man hört, dass ich aus Irland komme, aber es ist nur eine Färbung der Aussprache. Heute hilft mir das Reden beruflich.

10: In Howth, das inzwischen ein Vorort von Dublin ist. Früher war es ein Fischerdorf, heute kommen viele Touristen hierher, weil es sehr idyllisch ist und man gut wandern kann. Von einem Hügel hat man einen herrlichen Blick auf die See. Ich lebe dort mit meinem Mann Aiden und unserer Tochter Zoe. Unsere Nachbarschaft ist sehr angenehm, wir halten zusammen.

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  1. Sehr ehrlich. Inzwischen. Bevor ich erwachsen wurde, machte ich mir selbst und meiner Umwelt immer etwas vor. Dabei ging es nicht nur um Gefühle, aber auch. Nicht, dass ich ein völlig anderer Mensch war, das nicht, es ging viel darum, den richtigen Eindruck zu vermitteln, zu tun, was alle von mir erwarteten. Dabei nicht mehr mitzumachen, führte zum größten Bruch in meinem Leben.
  2. Mich braucht niemand zu beschützen, das mache ich schon selbst! Neben meiner Arbeit als Anwältin habe ich lange Kampfsport gemacht. Ich will mich hinter niemandem verstecken.
  3. Abgesehen von meinem Mann? Katrin und Conor. Ich habe mal gehört, über unsere Freundschaft würde es einen Roman geben.
  4. Michael Burke, aber nur, wenn ich mal einen schwachen Moment habe. Ansonsten ist er es nicht wert, dass ich mich mit ihm befasse. Mein Leben ist gut so, wie es ist, und dazu musste ich den Weg gehen, den ich gegangen bin. Abscheu legt einen Schatten auf meine Seele. Lieber führe ich Kämpfe, wo es sein muss, aber kann dann mit dem abschließen, was mich wütend macht.
  5. Ich habe eine kleine Tochter. Ich glaube, um ihr Kind zu verteidigen, würde jede Mutter töten. Davon abgesehen bin ich Anwältin. Ich glaube an die Justiz, nicht an Selbstjustiz.
  6. Die Zeit mit den Menschen verbringen, die ich liebe, und falls ich gerade an etwas arbeite, das mir etwas bedeutet, alle meine Gedanken und Ideen dazu meinen Kollegen weitergeben, damit sie es so gut wie möglich durchboxen können.
  7. Zoes Geburt.
  8. Mit Michael im Pub seiner Familie zu streiten, so dass es halb Ballycarrick mitbekam. Auf der anderen Seite war es am Ende gut, dass alle Bescheid wussten. Denn das brachte mich dazu, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
  9. Meine schönste Erinnerung? Mit meinem Mann Aiden zusammen unser kleines Mädchen im Arm zu halten, an ihr zu riechen, immer wieder ihre Gesichtszüge mit meinem Fingern nachzufahren und zu wissen, das ist das Wichtigste, was ich je erleben werden. Meine Schlimmste? Daran habe ich mit diesen Fragen schon viel zu viel nachgedacht, jetzt ist es genug. Ich berufe mich auf mein Zeugnisverweigerungsrecht.
  10. Eine Bärin! Die kämpft, wenn es notwendig ist, und wenn die Lachse springen, hat sie eine herausfordernde Aufgabe, die aussieht, als würde sie Spaß machen.
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  1. Nein, ich habe keine Phobien. Meine Ängste sind dieselben, die man als Mutter und Ehefrau immer hat. Insgesamt bin ich ein Mensch, der an sich glaubt. Ich werde normalerweise mit den Dingen fertig, mit denen mich das Leben konfrontiert.
  2. Zu wissen, wann mir die Wahrheit gesagt wird. Oder eigentlich: Sie sogar dann zu erkennen, wenn die Menschen sich dabei selbst etwas vormachen.
  3. Ganz ehrlich? Ich wäre gerne ein bisschen weniger attraktiv. Ich will nicht hässlich sein, einfach nur durchschnittlich. Manchmal denke ich, dass die Menschen mich nicht für mein Wesen schätzen, oder ich gar so etwas wie ein Schmuckstück für sie bin. Stolz bin ich nicht auf mein Äußeres, sondern darauf, was ich selbst erreiche.
  4. Privat bin ich durchaus spontan, beruflich brauche ich nicht nur einen Plan A, sondern auch B, C und D.
  5. Im ersten Moment würde ich sagen, Stress ist etwas Positives, das sind Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Wenn ich mehr darüber nachdenke, glaube ich, das kommt darauf an, wie sehr mich etwas aus der Bahn wirft. Ich hatte eine große Krise in meinem Leben. Vor dem Stress, den ich damals hatte, bin ich davongelaufen und habe versuchte, ein anderer Mensch zu werden. Die Zeit half mir dabei, das Thema zu verarbeiten und das zu tun, was mir guttat. Auch heute noch verdränge ich Dinge in der ersten Phase gerne, auch wenn ich damit schon abgeschlossen habe.
  6. Dinge? Müssen es Dinge sein? Zu einsam darf die Insel nicht sein. Ich würde gerne Menschen mitnehmen! Genaugenommen vier. Wenn ich trotzdem noch drei Dinge frei hätte ich grene eine Angelrute für Conor, der besorgt uns das Essen, einen IPod oder so etwas, mit dem sich Musik hören lässt, und ein Buch mit Gute-Nacht-Geschichten für Zoe.
  7. Als jemand, der seinen Teil dazu beigetragen hat, unsere Gesellschaft zu verbessern.
  8. Nicht zurückzuweichen, wenn man mit anderen Meinungen konfrontiert wird. Standhaft zu bleiben, egal, wie stark der Gegenwind ist.
  9. Ich? Meine Güte, eine Autorin hat mich erschaffen, wie könnte ich ihr da einen Ratschlag geben? Hmm, vielleicht … na ja, sie hat mir viele gute, starke Eigenschaften mitgegeben. Ich denke, es ist wichtig, dass ihr bewusst ist, dass das alles auch in ihr schlummert, sonst hätte sie mich nicht so gestalten können.
  10. Friedlich mit Familie und Freunden. Außerdem wünsche ich mir, dabei mitwirken zu dürfen, dass sich die Republik Irland sich weiter zu einem modernen, offenen, starken Staat entwickelt, ohne dabei seine Einzigartigkeit zu verlieren.