Im September 2019 und 2020 habe ich an einer Challenge teilgenommen, in der die Protagonisten Fragen zu beantworten haben. Hier kommen Katrins Antworten aus 2019.
Mein Name ist Katrin Winter. Ich wurde im Mai 1972 geboren, bin also inzwischen 42 Jahre alt, denn wir schreiben den August 2014. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich als Lokalredakteurin bei einer hessischen Provinz-Tageszeitung. Vor Kurzem habe ich ein Sabbatical begonnen. Ich musste etwas ändern in meinem Leben! Aufgewachsen bin ich bei meiner alleinerziehenden Mama in Darmstadt, nicht weit weg von hier.
Ich bin dünn, klein und rothaarig, früher nannten mich die anderen Kids einen Kobold … sowas von originell! Provoziert habe ich sie bestimmt nicht, denn ich bin eher still und zurückhaltend. Vor ein paar Jahren ließ ich mich von Holger scheiden, habe mich seither in meiner Arbeit vergraben und kaum noch Freunde. So kann es nicht weitergehen!
In meinem Kinderalbum ist ein Foto von Mama, Papa und mir beim Schlittenfahren, bevor er uns verlassen hat. Ich war drei Jahre alt. Es heißt ja immer, so ein Bild hält die Erinnerung lebendig. Bei mir ist das so.
Im Kindergarten wollte ich als Astronautin nach den Sternen greifen. Geworden bin ich nun Journalistin. Das war ein späterer Traum von mir, den ich konsequent verfolgt und umgesetzt habe.
Wenn ich etwas wissen will, bleibe ich dran. Zwar lasse ich mir Zeit, aber ich gebe nicht auf, bevor ich Antworten erhalte. Ich finde das gut, aber andere nervt das bestimmt. Berufskrankheit halt!
Ich wünschte mir mehr als alles andere, ich dürfte Mutter sein. Es wäre besser für mich, ich würde den Wunsch begraben, kann es aber nicht. Total egal sind mir Statussymbole wie Autos.
Freunde und Familie machen die Welt zu einem besseren Platz, genauer gesagt, die Liebe zu ihnen. Und schlechter? Hmm, wenn das eine die Liebe ist, ist das andere Egoismus und Selbstsucht.
Ich bin eine gute Zuhörerin, so dass mir irgendwann alle erzählen, was ich wissen will. Schlecht bin ich beim Einparken. Autofahren ist mir einfach nicht wichtig genug.
Um ehrlich zu sein, habe ich da Nachholbedarf. Das ist einer der Gründe für mein Sabbatical, das mich hierher zu Aoifes Familie nach Irland geführt hat.
Dass ich meine Jugendfreundin Aoife wiedergefunden habe und sie besuchen darf. Darauf, Dublin zu erkunden, freue ich mich! Bisher kannte ich eher die ländliche Seite Irlands.
Ja. Ich nehme manche Dinge sehr ernst. Meinem Exmann waren meine Gefühle irgendwann piepegal. Als meine irische Freundin Aoife sich damals nicht mehr meldete, brach mein Herz. Mama sagte, meine Gefühle wären langlebiger als bei anderen.
Mama und ich waren immer allein, sie war mein Rollenmodell. Dazu kommt unsere optische Ähnlichkeit. Sie ist zwar nicht rothaarig, aber ebenso zierlich wie ich.
Viele wirkliche Freunde habe ich nicht, nur Bekannte. Also nenne ich hier Aoife, meine schöne, lustige, leidenschaftliche und beliebte Freundin.
Ich würde nie ein Kind verlassen, so wie mein Vater mich.
Die Pubertät dauert lange. Die beiden Wochen, die ich als 17jährige mit Aoife und Conor in Irland verbrachte, waren die schönsten meines Lebens, also zumindest damals: Ja.
Nachdem ich Aoife wiedergefunden habe, fehlt noch Conor zu unserem Glück.
Die Hauptsache sind die Freunde, mit denen ich reden und lachen kann. Dann noch ein Glas Weißwein und Musik, vielleicht noch aus meiner Jugendzeit: Perfekt!
Ich erinnere mich, dass mein Papa in meiner Kindheit mein Held war, bevor er uns verließ. Als ich ihn in den Ferien in München besuchte, war er nur noch ein Mann, der so tat, als freute er sich über mich, aber immer erleichtert wirkte, wenn ich wieder ging.
Nachdem Aoife und ich uns wiedergetroffen habe, ist das alte Verständnis wieder da, als hätte es sie letzten 25 Jahre nicht gegeben.
Nicht wirklich. In Irland begegnete ich allerdings einem Menschen, bei dem ich ein ungutes Gefühl hatte, einem Kerl namens Michael Burke. Aber vielleicht war das auch nur, weil unser vertrauter Freund Conor und er sich nicht leiden konnten.
Zwei Mal: Als Aoife 1990 unseren Kontakt abbrach, war ich völlig verzweifelt und fragte mich, was ich falsch gemacht habe. Und später, als ich keine Kinder bekommen konnte und meine Ehe zerbrach, hielt ich mich für völlig nutzlos. In dieses Loch will ich nie wieder fallen.
Ich hoffe, das wird mein Sabbatical sein mit einer Menge positiver Folgen.
Auf Menschen will ich mich immer wieder einlassen, auch wenn ich dabei verletzt werde. Und deshalb will ich meine Freundschaft zu Aoife und auch zu Conor nicht aufgeben.
Wollt Ihr das wirklich, ganz ernsthaft wissen? Atem anhalten, schnell reden, rote Ohren bekommen: Bei meinem ersten Soloauftrag für eine Reportage in meinem Volontariat war ich aufgeregt und nervös. Ich traute mich nicht, nach der Toilette zu fragen. Bis zur Bushaltestelle vor unserer Wohnung schaffte ich es noch, aber nicht mehr bis nach oben. Peinlich²!!!
Natürlich: Falschparken und bei Rot über die Ampel fahren. Ich bin eine Rebellin!
Nein. Allerdings kommt man dem emotional sehr nahe, wenn man sich Kinder wünscht und es soll nicht sein. Dann bedeutet der Tod, die Welt ohne einen Anker zu verlassen. Der Moment, wenn einem das klar wird, fühlt sich ein bisschen wie Sterben an.
Dass mein Vater mich verlassen hat.
Dass ich es noch einmal versuchte und Aoife wiedergefunden habe!
Momentan befürchte ich, ich werde eine alte, einsame Katzenlady. Noch habe ich keine Katze, aber wenn es so weitergeht, ist das meine einzige Chance, nicht alleine zu sein. Hoffentlich gibt es noch eine Alternative für mich!
Ich stelle meine Zukunftspläne gerade in Frage. Deswegen habe ich keine Vorstellung. Da, wo ich mich bisher gesehen habe, will ich nicht hin. Und der Landeanflug hiernach Irland im Flugzeug vor ein paar Tagen, der grüne Flickenteppich von oben … Mein Herz setzte für einen Schlag aus, dann raste es. Als ob dieses Land mein Leben verändern könnte.